Aemilian Rosengart

Æmilian Joseph Rosengart, OSB (* 29. März 1757 in Kirchheim; † 29. Mai[1] 1810 in Tannheim) war ein schwäbischer Theologe, Philosoph, Komponist und Musiker.

Biographie

Æmilian Rosengart war ein Zeitgenosse Mozarts und Haydns. Er besuchte die Schule der Augustiner-Chorherren zu den Wengen in Ulm. Rosengart legte im Jahre 1775 die Profess ab und wurde 1781 in Konstanz zum Priester geweiht. In der benediktinischen Reichsabtei Ochsenhausen lehrte er als Professor der Theologie und Philosophie und wurde dort durch Abt Romuald Weltin 1795 zum Musikdirektor berufen. Bei der aufsehenerregenden Aufführung von Haydns Schöpfung 1802 in Biberach unter der Leitung von Justin Heinrich Knecht wirkte er als Geiger mit[2]. Schließlich war er während der Säkularisation kurzfristig ab 1803 stellvertretender Abt. Danach wirkte er bis zu seinem Tod als Pfarrer in Tannheim.

Werk

Etwa 100[3] seiner Kompositionen geistlicher Chormusik sind erhalten. Rosengart zeigt in seinen geistlichen Arien eine große stilistische Vielfalt; in einigen Werken blitzen geniale harmonische Einfälle auf[4]. Mehr als die Hälfte von diesen sind Hymnen und in der Regel aus gut bekannten Texten zusammengesetzt. Rosengart schrieb meist für vierstimmige Chöre oder auch Solostimmen mit Orgel, Streichern, oft zwei Flöten und zwei Hörner.

Wie andere oberschwäbische Komponisten war er auch beeinflusst von den neuen Ideen der „Mannheimer Schule[5], vor allem durch das Studium der „Betrachtungen der Mannheimer Tonschule“ von Abbé Vogler[6][7]. Die Kompositionen Rosengarts für Schul-Musik-Theater sind alle verschollen bzw. wurden von ihm umgearbeitet zu geistlichen Werken[8]. Auch von dem Passions-Oratorium „Der bluttriefende Jesus“, das im Zisterzienserinnen-Kloster Gutenzell aufgeführt wurde, sind keine Noten erhalten[9].

Bekannte Werke sind:

  • Missa in B für Soli, Chor und Continuo (1796)
  • Magnificat D-Dur für Chor und Orchester
  • Te Deum Laudamus für Soli, Chor und Orchester
  • Ave Maris Stella
  • Ave Maria für Chor a cappella
  • "De Beata", Hymnus für Solo-Bass, Chor und Orchester
  • Cantate Domino
  • Veni Sancte Spiritus
  • Veni Creator Spiritus
  • Rorate Coeli
  • Christe Redemptor Omnium
  • Tenebrae factae sunt
  • Lauda Sion
  • Das Vaterunser. Ein Psalm von Klopstock; Durchaus in Musik gesetzt von Rosengart aufs Fortepiano. 1804. Mezzo-Sopran und Klavier.[10]

Literatur

  • Justin Heinrich Knecht: Etwas über die schwäbischen Reichsklöster, in Hinsicht auf die Musik, in: Musikalische Korrespondenz der Teutschen Filharmonischen Gesellschaft, Speyer 1790, Nr. 13, Sp. 103f, Nr. 14, Sp. 105–107.
  • Georg Günther: Musikalien des 18. und 19. Jahrhunderts aus Kloster und Pfarrkirche Ochsenhausen (Katalog), Stuttgart 1995 (= Quellen und Studien zur Musik in Baden-Württemberg, Bd. 1).
  • Georg Günther: Ein zur Musik taugliches Subjekt. Der Komponist Aemilian Rosengart (1757–1810) aus dem Kloster Ochsenhausen. In: Kirchenmusikalisches Jahrbuch. 81. Jg. 1997, S. 125–158.
  • Hans-Bruno Ernst: Musiker, Musik und Musikgeschichte. Auswirkungen der Säkularisation mit Beispielen aus der Reichsabtei Ochsenhausen und ihrer Umgebung. In: Alte Klöster, Neue Herren. Die Säkularisation im deutschen Südwesten. Ostfildern 2003. Band 2.2 (Aufsatzband), S. 1321–1332.
  • Hans-Bruno Ernst: Der hauseigene Klosterkomponist. P. Aemilian Rosengart. In: Der zweite Schatz von Ochsenhausen. Die musizierende Jugend in Baden-Württemberg und ihre Landesakademie. Federsee-Verlag, Bad Buchau 2005, ISBN 3-925171-66-5, S. 68–73.
  • Michael Gerhard Kaufmann: „Ein sehr guter Organist und Tonsezer“. Zum 250. Geburtstag von Aemilian Rosengart (1757-1810). In: Musica sacra. 127. Jg. 2007, S. 363–365.
  • Berthold Büchele: Musikalische Beziehungen zwischen Oberschwaben und Böhmen, https://www.oberschwaben-portal.de/
  • Berthold Büchele: Musik in Oberschwaben. Ein geschichtlicher Überblick. Wissenschaftlicher Herausgeber: Prof. Dr. Stefan Johannes Morent. Ortus Verlag, ortus studien 28, Berlin 2024, ISBN 978-3-910684-01-0.
  • Quellen im RISM-Online
  • Kurzbiografie
  • CD-Kritik
  • Oberschwaben-Portal [1]

Einzelnachweise

  1. Es gibt verschiedene Überlieferungen. Laut den Pfarrbüchern von Tannheim starb er am 19. Mai. Siehe H.-B. Ernst 2003, S. 1328.
  2. Ernst 2003, S. 1328.
  3. Büchele 2024, S. 279
  4. Büchele 2024, S. 138
  5. Berthold Büchele: Musikalische Beziehungen zwischen Oberschwaben und Böhmen https://www.oberschwaben-portal.de
  6. Büchele 2024, S. 138f.
  7. Justin Heinrich Knecht über Rosengart: „P. Aemilian Rosengart in Ochsenhausen, ein warmer Anhänger des Voglerischen Lehrgebäudes“. In: Knecht 1790, Sp. 104, 106f.; zitiert nach Büchele 2024, S. 173.
  8. Büchele 2024, S. 200f., 280.
  9. Büchele 2024, S. 210; 344.
  10. Druck bei Joseph Brentano in Bregenz. Da der Vorname Aemilian nicht aufgeführt ist, ist die Zuschreibung nicht voll gesichert. Ernst 2003, S. 1328. Der Text Klopstocks ist zu finden als Digitalisat der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar unter https://haab-digital.klassik-stiftung.de/viewer/fullscreen/4171826314/2/
Normdaten (Person): GND: 13486915X (lobid, OGND, AKS) | LCCN: no2004089076 | VIAF: 72610727 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Rosengart, Aemilian
ALTERNATIVNAMEN Rosengart, Æmilian
KURZBESCHREIBUNG schwäbischer Theologe, Philosoph, Komponist und Musiker
GEBURTSDATUM 29. März 1757
GEBURTSORT Kirchheim in Schwaben
STERBEDATUM 29. Mai 1810
STERBEORT Tannheim