Anastrozol

Strukturformel
Struktur von Anastrozol
Allgemeines
Freiname Anastrozol
Andere Namen
  • 2,2'-[5-(1H-1,2,4-Triazol-1-ylmethyl)-1,3-phenylen]bis(2-methylpropannitril) (IUPAC)
  • α,α,α',α'-Tetramethyl-5-(1H-1,2,4-triazol-1-ylmethyl)-1,3-benzoldiacetonitril
Summenformel C17H19N5
Kurzbeschreibung

Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 120511-73-1
EG-Nummer (Listennummer) 601-715-6
ECHA-InfoCard 100.129.723
PubChem 2187
ChemSpider 2102
DrugBank DB01217
Wikidata Q419143
Arzneistoffangaben
ATC-Code

L02BG03

Wirkmechanismus

Aromatasehemmer

Eigenschaften
Molare Masse 293,37 g·mol−1
Löslichkeit

löslich in DMSO[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 302​‐​360
P: 201​‐​308+313[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Anastrozol (INN, BAN und USAN) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Aromatasehemmer. Er ist in Deutschland unter dem Markennamen Arimidex zur unterstützenden Behandlung und neoadjuvanten Therapie[2] des hormonabhängigen Brustkrebses der Frau nach den Wechseljahren zugelassen.

Wirkung

Die Wirkungen von Anastrozol beruhen auf der Hemmung des Enzyms Aromatase, das die Umwandlung von Androgenen in die Estrogene Estron und Estradiol bestimmt.[3] Durch die Hemmung dieses Enzyms wird der Estrogenspiegel im Blutplasma gesenkt, wodurch den Tumorzellen weniger Hormone für das Wachstum zur Verfügung stehen. Anastrozol hat keine Steroidstruktur und hemmt, im Gegensatz zu etwa Exemestan, die Aromatase reversibel. Des Weiteren hat Anastrozol eine direkte Wirkung auf die Tumorzellen, indem es auch die Aromatase innerhalb der Tumorzellen hemmt.[4]

In der Prävention von Brustkrebs wurde Anastrazol erfolgreich bei postmenopausalen Frauen mit hohem Brustkrebsrisiko eingesetzt. In dieser Gruppe kann Anastrozol das Risiko einen Brustkrebs zu entwickeln halbieren.[5] Da Brustkrebs heute aber recht gut behandelbar ist, bleibt fraglich, ob die möglichen Nebenwirkungen wirklich akzeptiert werden sollten. Denn einen Überlebensvorteil bringt die Prävention nicht.

Eine einmalige Gabe von 1 mg senkt den Estrogenspiegel bereits um 70 % in 7 Tagen und um bis 80 % bei 14 Tagen.

Anastrozol hat keine gestagene, androgene oder estrogene Wirkung.

Einsatz als Dopingmittel

Anastrozol wird vorrangig eingesetzt, um eine übermäßige Aromataseaktivität und damit erhöhte Wasser- und Fettspeicherung durch Testosterongaben zu verhindern.[6] Der Wirkstoff wurde von der World Anti-Doping Agency (WADA) auf die Verbotsliste gesetzt.[7]

Nebenwirkungen

  • Hitzewallungen und Errötungen (Flushes)
  • Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Depressionen
  • Schlafstörungen
  • Verschlechterung der Cholesterinwerte
  • Osteoporose

Synthese

Anastrozol kann über einen vierstufigen Prozess aus α,α'-Dibrommesitylen hergestellt werden. Im ersten Schritt wird das α,α'-Dibrommesitylen durch nukleophile Substitution mit Kaliumcyanid unter Hilfe eines Phasentransferkatalysators zum entsprechenden Dinitril umgesetzt, das anschließend mit Methyliodid erschöpfend methyliert wird. Mit N-Bromsuccinimid wird in einer radikalischen Bromierung das entsprechende Benzylbromid-Derivat hergestellt, das im letzten Schritt im Basischen mit 1,2,4-Triazol zu Anastrozol umgesetzt wird.[8]

Anastrozol-Synthese

Fertigarzneimittel

Arimidex (D, A, CH und andere), Asiolex, Lezole, Trozolet und diverse Generika

Einzelnachweise

  1. a b c d Datenblatt Anastrozole, ≥ 98 % (HPLC) bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 27. Dezember 2011 (PDF).
  2. Nicola Siegmund-Schutze: Frühes Mammakarzinom in der Postmenopause. Bei Hormonrezeptor-positiven Tumoren bleibt Anastrozol Standard in der neoadjuvanten Therapie. In: Deutsches Ärzteblatt. Jahrgang 121, Heft 7, 5. April 2024, S. B 412.
  3. N. Maass, W. Jonat: Aromatasehemmer in der adjuvanten Therapie des Mammakarzinoms. In: Der Gynäkologe. Band 36, Nummer 2, 2003, S. 103–109.
  4. K. Höffken: Aromatasehemmer der 3. Generation in der Therapie des Mammakarzinoms. In: Der Onkologe. Band 5, Nummer 1, 1999, S. 58–67.
  5. Jack Cuzick, Ivana Sestak, John F Forbes, Mitch Dowsett, Jill Knox, Simon Cawthorn, Christobel Saunders, Nicola Roche, Robert E Mansel, Gunter von Minckwitz, Bernardo Bonanni, Tiina Palva, Anthony Howell: Anastrozole for prevention of breast cancer in high-risk postmenopausal women (IBIS-II): an international, double-blind, randomised placebo-controlled trial. In: The Lancet. 2013, S. , doi:10.1016/S0140-6736(13)62292-8.
  6. Das Schwarze Buch – Anabole Steroide. 2007, ISBN 978-3-00-020944-4, S. 25.
  7. Substance Classification Booklet (Memento vom 27. September 2013 im Internet Archive) (PDF; 703 kB), Canadian Centre for Ethics in Sport, Version 4.0, Januar 2009.
  8. US-Patent 4,935,437.