Gian Casty (* 10. Mai 1914 in Zuoz; † 21. August 1979 in Basel; heimatberechtigt in Basel und Trin) war ein Schweizer Maler, Illustrator und Glasmaler. Er gehörte zu jener Avantgarde der Schweizer Kunstszene, welche die Glasmalerei als vollwertiges künstlerisches Ausdrucksmittel wiederentdeckte.
Inhaltsverzeichnis
1Leben und Werk
2Werke im öffentlichen Raum (Auswahl)
3Literatur
4Weblinks
5Einzelnachweise
Leben und Werk
Wandbild. Leonhardstrasse, Holbeinstrasse, Basel
Gian Casty wuchs in einer Bergbauernfamilie auf. Er machte in Chur von 1930 bis 1933 eine Lehre als Flach- und Dekorationsmaler bei Malermeister Räth. An der Allgemeinen Gewerbeschule Basel besuchte er als Tagesschüler den Malunterricht bei Arnold Fiechter und 1937/1938 den Abendkurs Zeichen bei Theo Eble. Casty teilte sich die Wohnung in Basel mit dem Maler und Grafiker Ernst Streit.[1]
1937 hielt er sich in Malmö auf, und 1938/1939 war er zwei Semester an der Académie de la Grande Chaumière. Seine Werke waren vom spätimpressionistischen Einfluss geprägt. Von 1941 bis 1943 war Casty vorwiegend als Flach- und Dekorationsmaler tätig. Danach entschied er sich für eine Künstlerlaufbahn.
In Zuoz schuf Casty Sgraffiti und für Kinderbücher die Illustrationen. Er war zeitlebens mit Gian Pedretti freundschaftlich verbunden.
Zwischen 1948 und 1979 gestaltete Casty rund 420 Einzelscheiben[2] für Private, öffentliche Institutionen und in über 40 sakralen und profanen Gebäuden, mehrheitlich in der Region Basel, der Ostschweiz und in Graubünden. Diese Bilder stellen oft heraldische, religiöse und Märchenmotive dar. Im sakralen Bereich schaffte er den Durchbruch mit der Christophorus-Scheibe, die 1955 vom Bund erworben und Papst Pius XII. zum 80. Geburtstag überreicht wurde. In Zuoz finden sich von Casty 15 Werke im öffentlichen Raum, so in der Reformierte Kirche Zuoz, in der Katholische Kirche Santa Chatrigna, in der Kapelle San Bastiaun, im Gemeindehaus und im Zugangstunnel zum Parkhaus Central und im Restaurant Dorta.[3]
Sein umfangreichstes Werk entstand in den Jahren von 1957 bis 1960 im Auftrag des Schweizerischen Bankvereins. Für die drei grossen, gegen einen Innenhof gerichteten rundbogigen Fenster im Gang des Basler Bankgebäudes im ersten Stock schuf er in einer einheitlich konzipierten Serie die Darstellung der fünf Erdteile und verlieh dabei jedem einzelnen Fenster die seinem Standort in dem abgewinkelten Gang gemässe, auf den Lichtfall berechnete und auf die Abfolge in der Reihe abgestimmte eigene Form.[4] Seit einem Grossbrand im Bankgebäude 1978 werden die unversehrten Glasbilder in Zuoz aufbewahrt und seit 2017 im Zugangstunnel zum Parkhaus ausgestellt.
2011 wurden seine Werke im Schweizerischen GlasmuseumVitromusée Romont,[5] 2012 in Basel, 2014 in Zuoz und 2019 in einer Sonderausstellung im Museum Langenthal gezeigt.
Gian Casty heiratete 1943 Elisabeth Binder. Sie hatten zwei Töchter (Mierta geb. 1949 und Ursina geb. 1951).
Ulrich Wismer: Neues zu Gian Casty. In: Engadiner Post. 16. Mai 2019 (archiviert auf der Website von Gian Casty)
Helen Lagger: Gian Casty, der bekannte Glasmaler in neuem Licht. In: Berner Zeitung. 16. Oktober 2019
Barbara Tobler: «Sehet die Vögel – sehet die Lilien» von Gian Casty. in ref-kirchen-ag.ch
Einzelnachweise
↑Gian Casty und Ernst Streit. In: Schweizer Kunst, Bd. 1980, Heft 2, doi:10.5169/seals-623979#138, S. 11 (archiviert in E-Periodica der ETH Zürich), abgerufen am 27. Juni 2022.
↑Ulrich Wismer: Werkverzeichnis. In: Gian Casty. Freunde der Kunst von Gian Casty - Ulrich Wismer, 2018, abgerufen am 2. Januar 2022.
↑Ulrich Wismer: Glasmalereien in Zuoz. In: Ulrich Wismer (Hrsg.): Schweizerische Kunstführer GSK. Serie 106, Nr.1051. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, Bern 2019, ISBN 978-3-03797-647-0, S.19–23, 34–36, 45, 46–49, 54–63.
↑1957, Glasfenster für den Bankverein Basel. In: Kaufmann: Der Glasmaler Gian Casty. 1961, doi:10.5169/seals-555645#91, S. 50+