Till Jahnke

Till Nikolaij Jahnke (* 17. Februar 1977 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Physiker.

Leben

Jahnke besuchte bis 1996 die Musterschule, ein Gymnasium in Frankfurt am Main. Im Anschluss studierte er Physik und Informatik in Frankfurt. 2002 schloss er seine Diplomarbeit zum Thema Entwicklung und Aufbau eines Gastargets aus metastabilem, spinpolarisierten He* ab, in der er sich mit Hochdruck-Glimmentladungen befasste. 2005 promovierte er zum Thema Interatomic Coulombic Decay – Experimentelle Untersuchung eines neuartigen, interatomaren Abregungsmechanismus. Nach seiner Habilitation im Jahre 2013 wurde er 2017 Professor für experimentelle Atomphysik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Wissenschaftliche Schwerpunkte

Das wissenschaftliche Schaffensgebiet von Jahnke ist die experimentelle Atom- und Molekülphysik. Jahnke ist Schüler von Horst Schmidt-Böcking und Reinhard Dörner. Er wendet in seinen Untersuchungen die Cold Target Recoil Ion Momentum Spectroscopy (COLTRIMS) Messmethode an, eine Technik, die oftmals auch als Reaktionsmikroskop oder Vector Correlations bezeichnet wird. Mit Hilfe dieser Messmethode untersucht Jahnke die dynamischen Zusammenhänge von Elektronen und Kernen innerhalb von Atomen und kleinen Molekülen. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen hierbei auf Untersuchungen mit Synchrotronstrahlung, Femtosekundenlasern und Freie-Elektronen-Lasern. Im Rahmen seiner Promotion gelang ihm der eindeutige experimentelle Nachweis eines interatomaren Zerfallsprozesses namens Interatomic Coulombic Decay[1], den er in den Folgejahren weiter erforschte. Dieser elektronische Abregungsprozess war 10 Jahre zuvor von Lorenz Cederbaum an der Universität Heidelberg theoretisch vorhergesagt worden[2].

Auszeichnungen

  • 2009 Röntgen-Preis der Justus-Liebig-Universität Gießen für bahnbrechende Forschungen zum Interatomic Coulombic Decay
  • 2013 IUPAP Young Scientist Prize in Atomic, Molecular, and Optical Physics[3][4]
  • 2014 Gustav-Hertz-Preis 2014 der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) Für seine bahnbrechenden experimentellen Untersuchungen zur langreichweitigen van-der-Waals-Wechselwirkung in Molekülen, insbesondere für seine Arbeiten zum interatomaren Coulomb-Zerfall.[5]
  • 2016 Helmholtz-Preis Präzisionsmessung in der Grundlagenforschung
  • 2017 Otto Stern-Preis des Frankfurter Fördervereins für physikalische Grundlagenforschung

Er war bzw. ist

Literatur

  • Till Jahnke: Interatomic Coulombic Decay: Experimentelle Untersuchung eines neuartigen, interatomaren Abregungsmechanismus. Der Andere Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-89959-384-7.

Einzelnachweise

  1. T. Jahnke, A. Czasch, M.S. Schöffler, S. Schössler, A. Knapp, M. Käsz, J. Titze, C. Wimmer, K. Kreidi, R.E. Grisenti, A. Staudte, O. Jagutzki, U. Hergenhahn, H. Schmidt-Böcking, R. Dörner: Experimental Observation of Interatomic Coulombic Decay in Neon Dimers. In: Phys. Rev. Lett. 93. Jahrgang, Nr. 16, 2004, S. 163401–163404, doi:10.1103/PhysRevLett.93.163401, PMID 15524986, bibcode:2004PhRvL..93p3401J. 
  2. L.S. Cederbaum, J. Zobeley, F. Tarantelli: Giant Intermolecular Decay and Fragmentation of Clusters. In: Phys. Rev. Lett. 79. Jahrgang, Nr. 24, 1997, S. 4778–4781, doi:10.1103/PhysRevLett.79.4778, bibcode:1997PhRvL..79.4778C. 
  3. C15: Awards bei der IUPAP (http://iupap.org); abgerufen am 18. Juli 2017.
  4. Internationaler Physikpreis für Frankfurter Forscher. Pressemitteilung der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, 16. Juli 2013, abgerufen am 18. Juli 2017.
  5. Preisträgerinnen und Preisträger 2014 bei der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (dpg-physik.de); abgerufen am 18. Juli 2017.
  6. AMOPD Board - European Physical Society; abgerufen am 12. April 2023.
Normdaten (Person): GND: 130955175 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 42956993 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Jahnke, Till
ALTERNATIVNAMEN Jahnke, Till Nikolaij (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Physiker
GEBURTSDATUM 17. Februar 1977
GEBURTSORT Frankfurt am Main