Werner Jacob (Musiker)

Werner Jacob (1994)

Werner Fritz Hermann Herbert Jacob (* 4. März 1938 in Mengersgereuth, Thüringen; † 23. Mai 2006 in Nürnberg) war ein deutscher Organist, Komponist und Hochschullehrer.

Leben und Wirken

Werner Jacob wuchs in Mengersgereuth im Thüringer Wald auf. 1956 siedelte er in die BRD über und studierte bis 1961 Orgel bei Walter Kraft, Cembalo, Komposition bei Wolfgang Fortner, Dirigieren bei Carl Ueter sowie Kirchenmusik an der Hochschule für Musik Freiburg und schloss mit dem A-Examen ab. Private Orgelstudien verfolgte er bei Anton Nowakowski. Die erste hauptamtliche Anstellung erfolgte an der Lutherkirche Freiburg, gefolgt von einer Tätigkeit an der Dreieinigkeitskirche Nürnberg.[1]

Jacob war von 1969 bis 1990 Kantor an St. Sebald in Nürnberg und anschließend Titularorganist. Von 1986 bis 2003 war er künstlerischer Leiter der Internationalen Orgelwoche Nürnberg (ION)- Musica sacra.

An der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart lehrte er von 1976 bis 1998 die Fächer künstlerisches Orgelspiel und Komposition und leitete die dortige Abteilung für Kirchenmusik.[2] Schüler von ihm sind unter anderem Christoph Bossert, Jörg-Hannes Hahn, Samuel Kummer und Martin Strohhäcker. Er war Juror bei vielen Orgel- und Kompositionswettbewerben und von 1971 bis 1979 Dozent an der Internationalen Sommerakademie für Organisten in Haarlem. Jacob konzertierte, auch mit Uraufführungen, in Europa (einschließlich der ehemaligen Sowjetunion und den Ostblockländern), Kanada, den USA, Hongkong, Japan, Korea und Australien. Sein großes Engagement für Zeitgenössische Orgelmusik führte zu über 140 Ur- und Erstaufführungen. Seine Diskografie umfasst mehr als 90 Einspielungen (LP und CD).[1]

Neben seiner Organistentätigkeit komponierte er in nahezu allen Gattungen. Bis zuletzt schrieb er an einer – unvollendet gebliebenen – fünfsätzigen Symphonie für großes Orchester.

Werner Jacob erhielt 1983 den Preis der Stadt Nürnberg, wurde 1992 mit dem Bundesverdienstkreuz und 1993 mit dem Wolfram-von-Eschenbach-Preis ausgezeichnet. 2003 bekam er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und die Bürgermedaille der Stadt Nürnberg.

Jacob verstarb am 23. Mai 2006 nach langer Krankheit im Alter von 68 Jahren. Sein Sohn ist der Musikwissenschaftler, Organist und Hochschullehrer Andreas Jacob.

Kompositionen (Auswahl)

  • Orgelstücke
  • Fantasie, Adagio und Epilog
  • Improvisation sur E.B. (Ernst Bloch zu Ehren) (1970)
  • Metamorphosen über Themen aus Max Regers op.135b (1975)[3]
  • Cinque Pezzi sacri
  • Orgelkammermusik
    • Suscipe verbum (1996) für Horn in F und Orgel nach einem Responsorium des „Maulbronn-Lichtentahler Antiphonale“
    • „...sine nomine super nominam...I“ (1985) Fantasia per organo, timpani e altri strumenti a percussione
  • Quartett (1960) für Oboe, Klarinette, Horn und Fagott
  • Chorwerke
    • De visione resurrectionis (1966) für gemischten Chor, Bariton solo, 2 Schlagzeuggruppen und Orgel
    • Telos nomou für Sprecher und Instrumente; biblische Szene Babel für Sprecher, 5 Soliloquenten und gemischten Chor
    • Canticum II – Canticum Canticorum für Soli, Chor und Instrumentalisten
    • Canticum III – Canticum Caritatis (1991) Wenn ich mit Menschen und Engelszungen redete für Sopran, 2 Gongs und tamtam

Diskografie (Auswahl)

  • Johann Sebastian Bach, Das Orgelwerk, (Gesamtaufnahme), EMI-Classics
  • Max Reger, Die großen Orgelwerke, EMI-Classics
  • Orgelmusik der Familie Bach, Die Wagnerorgel im Dom zu Brandenburg, Eterna 8 26 869, 1977
  • Orgelwerke von Buxtehude, Bruhns und Bach, Die Stellwagenorgel der Marienkirche zu Stralsund, Eterna 8 26 925, 1977 (aufgenommen 1975)
  • Die Hildebrandtorgel zu Störmthal, Werner Jacob spielt weihnachtliche Orgelmusik, Eterna 8 26 983, aufgenommen im September 1976, Aufnahme in Zusammenarbeit mit EMI Limited London, VEB Deutsche Schallplatten, 1978

Literatur (Auswahl)

  • Lutz Backes: Werner Jacob. In: ders.: Fränkische Köpfe, von Albrecht Dürer bis Markus Söder. PH. C. W. Schmidt, Neustadt a.d. Aisch 2022, ISBN 978-3-87707-256-1, S. 112f.
  • Gedenkwebsite
  • Musikfest ION
  • Verzeichnis seiner Kompositionen bei Edition Gravis
  • Verzeichnis seiner Kompositionen bei Breitkopf & Härtel
  • Einspielungen auf Discogs
  • BR-Online (1994): Prof. Werner Jacob, Organist und Komponist, im Gespräch mit Dr. Ursula Adamski-Störmer (PDF; 0,05 MB)
  • Neue Musikzeitung: Nachruf: Werner Jacob ist tot
  • YouTube-Thema: Werner Jacob
  • YouTube: Werner Jacob spielt Max Reger: Phantasie und Fuge d-Moll op. 135b und sein Werk Drei Metamorphosen über Themen aus Max Regers op. 135b (1998; live; Rieger-Orgel der Neanderkirche Düsseldorf)
  • YouTube: Werner Jacob spielt Klaus Hashagen:Timbres für Orgel (1967) (Peter-Orgel St. Sebald Nürnberg)

Einzelnachweise

  1. a b Biografie. Abgerufen am 5. September 2024. 
  2. Geschichte & Programmarchiv · Musikfest ION. Abgerufen am 6. September 2024. 
  3. Martin H.: ORGELPUNKT EUROPA | Werner Jacob, Nürnberg | Rieger-Orgel Neanderkirche Düsseldorf | 1998 | live. 4. September 2024, abgerufen am 4. September 2024. 
Normdaten (Person): GND: 121097641 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n84012538 | VIAF: 49408391 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Jacob, Werner
ALTERNATIVNAMEN Jacob, Werner Fritz Hermann Herbert (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Organist, Komponist und Hochschullehrer
GEBURTSDATUM 4. März 1938
GEBURTSORT Mengersgereuth, Thüringen
STERBEDATUM 23. Mai 2006
STERBEORT Nürnberg