Zybin RSR

Die Zybin RSR (Reaktiwny Strategitscheski Raswedtschik, russisch Реактивный Стратегический Разведчик, russisch für „Strahlgetriebener strategischer Aufklärer“) war ein sowjetischer Entwurf für ein strategisches Langstrecken-Aufklärungsflugzeug mit einer Spitzengeschwindigkeit von Mach 2,44.

Zybin RSR

Dreiseitenriss des Projekts RSR
Typ Aufklärungsflugzeug
Entwurfsland

Sowjetunion 1955 Sowjetunion

Hersteller OKB Zybin
Erstflug 7. April 1959
Indienststellung abbruch vor Fertigstellung
Produktionszeit

1957

Stückzahl 5-10

Entwicklung

1954 begann das von Pawel Zybin geleitete Experimental-Konstruktionsbüro mit der Entwicklung eines Überschallbombers mit Staustrahltriebwerk, der RS. Dieser Entwurf erwies sich als undurchführbar, und es wurde eine kleinere Abwandlung, die 2RS, vorgeschlagen, die durch Luftstart von einem modifizierten Tupolew-Tu-95-Bomber eine interkontinentale Reichweite erreichen sollte.[1]

Auch dieser Versuch war erfolglos, da das Flugzeug bei einem Interkontinentaleinsatz nicht zur Basis zurückkehren konnte[1] und auch keine Wasserstoffbombe tragen konnte.[2] Der Entwurf wurde daher erneut überarbeitet und zu einem Aufklärungsflugzeug, das von konventioneller Start- und Landebahn aus operieren konnte, der RSR, umgebaut. Da Staustrahltriebwerke nicht zum Starten verwendet werden konnten, wurden sie durch Mantelstromtriebwerke ersetzt.[1]

Die RSR bestand hauptsächlich aus Aluminium und hatte einen langen, runden Rumpf, in dem sich eine Druckkabine für den Piloten und Kameras und Treibstoff befanden sowie dünne, trapezförmige Flügel mit geringer Streckung. Die Triebwerke, zwei Solowjow-D-21-Turbofans, waren an den Flügelspitzen montiert. Das Flugzeug hatte ein Tandemfahrwerk mit Auslegern unter den Triebwerksgondeln. Das Bugrad verfügte über zwei Räder, das Hauptfahrwerk im ersten Entwurf ebenfalls über zwei, später über vier Räder. Es war eine Marschgeschwindigkeit von mehr als Mach 2 in einer Höhe von 20.000 m (65.600 Fuß) geplant, was eine Reichweite von 3.760 km (2.340 Meilen) ergeben hätte.

Ein vereinfachter, aerodynamischer Prototyp in Originalgröße für das neuartige Layout, die Zybin NM-1, wurde 1957 gebaut. Die NM-1 war für Handlingtests bei niedriger Geschwindigkeit vorgesehen und hatte eine Stahlrohrkonstruktion, die mit Aluminium und Sperrholz beplankt war.[3] Dieses von zwei Tumanski-RD-9-Turbojets angetriebene Flugzeug flog erstmals am 7. April 1959. Basierend auf den Ergebnissen dieser Tests wurde die RSR neu konstruiert (als R-020), um sie in großen Höhen wendiger zu machen (es wurde vorgeschlagen, Fassrollen auszuführen, um Boden-Luft-Raketen auszuweichen).[4] Die nicht verfügbaren Solowjow-Turbofans wurden durch konventionellere Tumanski-R-11-Turbojets (die in der MiG-21 verwendeten Triebwerke) ersetzt. Fünf R-020-Flugzeuge waren praktisch fertig und warteten im April 1961 nur noch auf Triebwerke. Weitere zehn waren geplant, als der sowjetische Ministerpräsident Nikita Chruschtschow das Programm einstellte. Einzelne Rumpfteile einer RSR mit dem Hauptfahrwerk und eine Flügelfläche sind noch im Moskauer Staatlichen Luftfahrtinstitut erhalten.

Technische Daten

Kenngröße Daten
Spannweite 10,66 m (35 ft 0 in)
Länge 28 m (91 ft 10 in)
Flügelfläche 64 m² (690 sq ft)
Flügelstreckung 1,7
Leermasse 9.100 kg (20.062 lb)
Startmasse 19.870 kg (43.806 lb)
Antrieb 2 × Tumanski-R-11F-Turbojet-Triebwerke, 38,64 kN (8.686 lbf) Schub pro Stück trocken, 60,65 kN (13.635 lbf) mit Nachbrenner
Treibstoffkapazität 10.700 kg (23.589 lb)
Höchstgeschwindigkeit 2.600 km/h (1.600 mph, 1.400 kn) auf 12.000 m (39.000 ft) Mach 2,44
Gipfelhöhe 22.500 m (73.800 ft)
Startstrecke 1.200 m (3.900 ft)
Landestrecke 800 m (2.600 ft) mit Bremsfallschirm

Daten aus Soviet X-Planes,[5] The Osprey Encyclopedia of Russian Aircraft 1875–1995[6]

Siehe auch

Flugzeuge mit vergleichbarer Funktion, Konfiguration und Ära

Commons: Tsybin RSR – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise/Quellen

  1. a b c Butowski 1998, S. 39–40.
  2. Gunston 1995, S. 376.
  3. Air International February 1977, S. 98.
  4. R-020 «Igla». In: www.testpilot.ru. Abgerufen am 14. September 2024 (englisch). 
  5. Yefim Gordon, Bill Gunston: Soviet X-Planes. Midland, Hinkley 2000, ISBN 978-1-85780-099-9, S. 191–192 (englisch). 
  6. Gunston 1995, S. 378.
  • Air International Februar 1977, S. 98.
  • Tsybin NM-1. www.testpilot.ru. Abgerufen am 28. Februar 2008.
  • Butowski, Piotr. „Schritte in Richtung ‚Blackjack‘: Sowjetische Überschall-Interkontinentalbomber vor der Tu-144“. Air Enthusiast. Nr. 73, Januar – Februar 1998. Stamford, Lincolnshire: Key Publishing. Seite 36–49. ISSN 0143-5450.
  • Gunston, Bill. The Osprey Encyclopedia of Russian Aircraft 1875–1995. London: Osprey, 1995, ISBN 1-85532-405-9.
  • „Flugzeugfakten: Sowjetische strategische Aufklärung“. Air International, Februar 1977, Band 12, Nr. 2. Bromley, UK: Fine Scroll. S. 98.