Stetiger Funktionalkalkül

In der Mathematik, insbesondere in der Operatortheorie und der Theorie der C*-Algebren, ermöglicht der stetige Funktionalkalkül die Anwendung einer stetigen Funktion auf normale Elemente einer C*-Algebra.

In der fortgeschrittenen Theorie sind die Anwendungen dieses Funktionalkalküls so selbstverständlich, dass sie oft nicht einmal erwähnt werden. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass der stetige Funktionalkalkül, den Unterschied zwischen C*-Algebren und allgemeinen Banachalgebren, in denen man lediglich einen holomorphen Funktionalkalkül hat, ausmacht.

Motivation

Will man den natürlichen Funktionalkalkül für Polynome auf dem Spektrum σ ( a ) {\displaystyle \sigma (a)} eines Elements a {\displaystyle a} einer Banachalgebra A {\displaystyle {\mathcal {A}}} zu einem Funktionalkalkül für stetige Funktionen C ( σ ( a ) ) {\displaystyle C(\sigma (a))} auf dem Spektrum erweitern, so liegt es nahe, eine stetige Funktion gemäß dem Satz von Stone-Weierstraß durch Polynome zu approximieren, das Element in diese Polynome einzusetzen und zu zeigen, dass diese Folge von Elementen in A {\displaystyle {\mathcal {A}}} konvergiert. Die stetigen Funktionen auf σ ( a ) C {\displaystyle \sigma (a)\subset \mathbb {C} } werden von Polynomen in z {\displaystyle z} und z ¯ {\displaystyle {\overline {z}}} approximiert, das heißt von Polynomen der Form p ( z , z ¯ ) = k , l = 0 N c k , l z k z ¯ l ( c k , l C ) {\textstyle p(z,{\overline {z}})=\sum _{k,l=0}^{N}c_{k,l}z^{k}{\overline {z}}^{l}\;\left(c_{k,l}\in \mathbb {C} \right)} . Dabei bezeichnet z ¯ {\displaystyle {\overline {z}}} die komplexe Konjugation, welche eine Involution auf den komplexen Zahlen ist. Damit man nun a {\displaystyle a} an Stelle von z {\displaystyle z} in ein solches Polynom einsetzen kann, betrachtet man Banach-*-Algebren, also Banachalgebren, die ebenfalls eine Involution * haben, und setzt a {\displaystyle a^{*}} an die Stelle von z ¯ {\displaystyle {\overline {z}}} . Um einen Homomorphismus C [ z , z ¯ ] A {\displaystyle {\mathbb {C} }[z,{\overline {z}}]\rightarrow {\mathcal {A}}} zu erhalten, muss man sich auf normale Elemente einschränken, also Elemente mit a a = a a {\displaystyle a^{*}a=aa^{*}} , da der Polynomring C [ z , z ¯ ] {\displaystyle \mathbb {C} [z,{\overline {z}}]} kommutativ ist. Ist nun ( p n ( z , z ¯ ) ) n {\displaystyle (p_{n}(z,{\overline {z}}))_{n}} eine Folge von Polynomen, die auf σ ( a ) {\displaystyle \sigma (a)} gleichmäßig gegen eine stetige Funktion f {\displaystyle f} konvergiert, so ist noch die Konvergenz der Folge ( p n ( a , a ) ) n {\displaystyle (p_{n}(a,a^{*}))_{n}} in A {\displaystyle {\mathcal {A}}} gegen ein Element f ( a ) {\displaystyle f(a)} sicherzustellen. Eine eingehende Analyse dieses Konvergenzproblems zeigt, dass man sich auf C*-Algebren zurückziehen muss. Diese Überlegungen führen zum sogenannten stetigen Funktionalkalkül.

Der stetige Funktionalkalkül

Satz (Stetiger Funktionalkalkül).
Sei a {\displaystyle a} ein normales Element der C*-Algebra A {\displaystyle {\mathcal {A}}} mit Einselement e {\displaystyle e} und sei C ( σ ( a ) ) {\displaystyle C(\sigma (a))} die kommutative C*-Algebra der stetigen Funktionen auf σ ( a ) {\displaystyle \sigma (a)} , dem Spektrum von a {\displaystyle a} . Dann gibt es genau einen *-Homomorphismus Φ a : C ( σ ( a ) ) A {\displaystyle \Phi _{a}\colon C(\sigma (a))\rightarrow {\mathcal {A}}} mit Φ a ( 1 ) = e {\displaystyle \Phi _{a}({\boldsymbol {1}})=e} für 1 ( z ) = 1 {\displaystyle {\boldsymbol {1}}(z)=1} und Φ a ( Id σ ( a ) ) = a {\displaystyle \Phi _{a}(\operatorname {Id} _{\sigma (a)})=a} für die Identität.

Die Abbildung Φ a {\displaystyle \Phi _{a}} heißt der stetige Funktionalkalkül zum normalen Element a {\displaystyle a} . Üblicherweise setzt man suggestiv f ( a ) := Φ a ( f ) {\displaystyle f(a):=\Phi _{a}(f)} .

Durch die *-Homomorphie-Eigenschaft gelten für alle Funktionen f , g C ( σ ( a ) ) {\displaystyle f,g\in C(\sigma (a))} und Skalare λ , μ C {\displaystyle \lambda ,\mu \in \mathbb {C} } die folgenden Rechenregeln:

  • ( λ f + μ g ) ( a ) = λ f ( a ) + μ g ( a ) {\displaystyle (\lambda f+\mu g)(a)=\lambda f(a)+\mu g(a)\qquad }
(linear)
  • ( f g ) ( a ) = f ( a ) g ( a ) {\displaystyle (f\cdot g)(a)=f(a)\cdot g(a)}
(multiplikativ)
  • f ¯ ( a ) = : ( f ) ( a ) = ( f ( a ) ) {\displaystyle {\overline {f}}(a)=\colon \;(f^{*})(a)=(f(a))^{*}}
(involutiv)

Man kann sich also vorstellen, die normalen Elemente tatsächlich in stetige Funktionen einzusetzen; die naheliegenden algebraischen Operationen verhalten sich wie erwartet.

Die Forderung nach einem Einselement ist keine wesentliche Einschränkung. Man kann nötigenfalls ein Einselement adjungieren und in der so vergrößerten C*-Algebra A 1 {\displaystyle {\mathcal {A}}_{1}} arbeiten. Ist dann a A {\displaystyle a\in {\mathcal {A}}} und f C ( σ ( a ) ) {\displaystyle f\in C(\sigma (a))} mit f ( 0 ) = 0 {\displaystyle f(0)=0} , so gilt 0 σ ( a ) {\displaystyle 0\in \sigma (a)} und f ( a ) A A 1 {\displaystyle f(a)\in {\mathcal {A}}\subset {\mathcal {A}}_{1}} .

Die Existenz und die Eindeutigkeit des stetigen Funktionalkalküls beweist man getrennt:

  • Existenz: Da das Spektrum von a {\displaystyle a} in der von a {\displaystyle a} und e {\displaystyle e} erzeugten C*-Unteralgebra C ( a , e ) {\displaystyle C^{*}(a,e)} dasselbe ist, wie in A {\displaystyle {\mathcal {A}}} genügt es die Aussage für A = C ( a , e ) {\displaystyle {\mathcal {A}}=C^{*}(a,e)} zu zeigen. Die eigentliche Konstruktion des stetigen Funktionalkalküls erfolgt anschließend unter Verwendung der Inversen Gelfand-Transformation.
  • Eindeutigkeit: Da Φ a ( 1 ) {\displaystyle \Phi _{a}({\boldsymbol {1}})} und Φ a ( Id σ ( a ) ) {\displaystyle \Phi _{a}(\operatorname {Id} _{\sigma (a)})} festgelegt sind, ist Φ a {\displaystyle \Phi _{a}} bereits für alle Polynome p ( z , z ¯ ) = k , l = 0 N c k , l z k z ¯ l ( c k , l C ) {\textstyle p(z,{\overline {z}})=\sum _{k,l=0}^{N}c_{k,l}z^{k}{\overline {z}}^{l}\;\left(c_{k,l}\in \mathbb {C} \right)} eindeutig festgelegt, da Φ a {\displaystyle \Phi _{a}} ein *-Homomorphismus ist. Diese bilden nach dem Satz von Stone-Weierstraß eine dichte Unteralgebra von C ( σ ( a ) ) {\displaystyle C(\sigma (a))} . Damit ist Φ a {\displaystyle \Phi _{a}} insgesamt eindeutig.

In der Funktionalanalysis ist man häufig am stetigen Funktionalkalkül für einen normale Operatoren T {\displaystyle T} interessiert, das heißt an dem Fall, dass A {\displaystyle {\mathcal {A}}} die C*-Algebra B ( H ) {\displaystyle {\mathcal {B}}(H)} der beschränkten Operatoren auf einem Hilbertraum H {\displaystyle H} ist. Häufig wird in der Literatur der stetige Funktionalkalkül in diesem Setting sogar nur für selbstadjungierte Operatoren bewiesen. Der Beweis kommt in diesem Fall ohne die Gelfand-Transformation aus.[1]

Weitere Eigenschaften des stetigen Funktionalkalküls

Der stetige Funktionalkalkül Φ a {\displaystyle \Phi _{a}} ist ein isometrischer Isomorphismus auf die von a {\displaystyle a} und e {\displaystyle e} erzeugte C*-Unteralgebra C ( a , e ) {\displaystyle C^{*}(a,e)} , das heißt:

  • Φ a ( f ) = f σ ( a ) {\displaystyle \left\|\Phi _{a}(f)\right\|=\left\|f\right\|_{\sigma (a)}} für alle f C ( σ ( a ) ) {\displaystyle f\in C(\sigma (a))} ; Φ a {\displaystyle \Phi _{a}} ist somit stetig.
  • Φ a ( C ( σ ( a ) ) ) = C ( a , e ) A {\displaystyle \Phi _{a}\left(C(\sigma (a))\right)=C^{*}(a,e)\subseteq {\mathcal {A}}}

Da a {\displaystyle a} ein normales Element von A {\displaystyle {\mathcal {A}}} ist, ist die von a {\displaystyle a} und e {\displaystyle e} erzeugte C*-Unteralgebra kommutativ. Insbesondere ist f ( a ) {\displaystyle f(a)} normal und alle Elemente eines Funktionalkalküls kommutieren.

Der holomorphe Funktionalkalkül wird vom stetigen Funktionalkalkül in eindeutiger Weise fortgesetzt.[2] Daher stimmt für Polynome p ( z , z ¯ ) {\displaystyle p(z,{\overline {z}})} der stetige Funktionalkalkül mit dem natürlichen Funktionalkalkül für Polynome überein: Φ a ( p ( z , z ¯ ) ) = p ( a , a ) = k , l = 0 N c k , l a k ( a ) l {\textstyle \Phi _{a}(p(z,{\overline {z}}))=p(a,a^{*})=\sum _{k,l=0}^{N}c_{k,l}a^{k}(a^{*})^{l}} für alle p ( z , z ¯ ) = k , l = 0 N c k , l z k z ¯ l {\textstyle p(z,{\overline {z}})=\sum _{k,l=0}^{N}c_{k,l}z^{k}{\overline {z}}^{l}} mit c k , l C {\displaystyle c_{k,l}\in \mathbb {C} } .

Für eine Folge von Funktionen f n C ( σ ( a ) ) {\displaystyle f_{n}\in C(\sigma (a))} , die auf σ ( a ) {\displaystyle \sigma (a)} gleichmäßig gegen eine Funktion f C ( σ ( a ) ) {\displaystyle f\in C(\sigma (a))} konvergiert, konvergiert f n ( a ) {\displaystyle f_{n}(a)} gegen f ( a ) {\displaystyle f(a)} .[3] Für eine Potenzreihe f ( z ) = n = 0 c n z n {\textstyle f(z)=\sum _{n=0}^{\infty }c_{n}z^{n}} , die auf σ ( a ) {\displaystyle \sigma (a)} absolut gleichmäßig konvergiert, gilt daher f ( a ) = n = 0 c n a n {\textstyle f(a)=\sum _{n=0}^{\infty }c_{n}a^{n}} .[4]

Sind f C ( σ ( a ) ) {\displaystyle f\in {\mathcal {C}}(\sigma (a))} und g C ( σ ( f ( a ) ) ) {\displaystyle g\in {\mathcal {C}}(\sigma (f(a)))} , so gilt für deren Komposition ( g f ) ( a ) = g ( f ( a ) ) {\displaystyle (g\circ f)(a)=g(f(a))} . Sind a , b A N {\displaystyle a,b\in {\mathcal {A}}_{N}} zwei normale Elemente mit f ( a ) = f ( b ) {\displaystyle f(a)=f(b)} und ist g {\displaystyle g} sowohl auf σ ( a ) {\displaystyle \sigma (a)} als auch σ ( b ) {\displaystyle \sigma (b)} die Umkehrfunktion von f {\displaystyle f} , so ist bereits a = b {\displaystyle a=b} , da a = ( f g ) ( a ) = f ( g ( a ) ) = f ( g ( b ) ) = ( f g ) ( b ) = b {\displaystyle a=(f\circ g)(a)=f(g(a))=f(g(b))=(f\circ g)(b)=b} .

Es gilt der spektrale Abbildungssatz: σ ( f ( a ) ) = f ( σ ( a ) ) {\displaystyle \sigma (f(a))=f(\sigma (a))} für alle f C ( σ ( a ) ) {\displaystyle f\in C(\sigma (a))} .

Gilt a b = b a {\displaystyle ab=ba} für b A {\displaystyle b\in {\mathcal {A}}} , so gilt auch f ( a ) b = b f ( a ) {\displaystyle f(a)b=bf(a)} für alle f C ( σ ( a ) ) {\displaystyle f\in C(\sigma (a))} , das heißt wenn b {\displaystyle b} mit a {\displaystyle a} kommutiert, dann auch mit den zugehörigen Elementen des stetigen Funktionalkalküls f ( a ) {\displaystyle f(a)} .

Sei Ψ : A B {\displaystyle \Psi \colon {\mathcal {A}}\rightarrow {\mathcal {B}}} ein unitärer *-Homomorphismus zwischen C*-Algebren A {\displaystyle {\mathcal {A}}} und B {\displaystyle {\mathcal {B}}} . Dann kommutiert Ψ {\displaystyle \Psi } mit dem stetigen Funktionalkalkül. Es gilt: Ψ ( f ( a ) ) = f ( Ψ ( a ) ) {\displaystyle \Psi (f(a))=f(\Psi (a))} für alle f C ( σ ( a ) ) {\displaystyle f\in C(\sigma (a))} . Insbesondere kommutiert der stetige Funktionalkalkül mit der Gelfand-Transformation.

Mit dem spektralen Abbildungssatz lassen sich Funktionen mit bestimmten Eigenschaften direkt mit bestimmten Eigenschaften von Elementen von C*-Algebren in Verbindung bringen:

  • f ( a ) {\displaystyle f(a)} ist genau dann invertierbar, wenn f {\displaystyle f} auf σ ( a ) {\displaystyle \sigma (a)} keine Nullstelle hat.[5] Dann ist f ( a ) 1 = 1 f ( a ) {\textstyle f(a)^{-1}={\tfrac {1}{f}}(a)} .[6]
  • f ( a ) {\displaystyle f(a)} ist genau dann selbstadjungiert, wenn f {\displaystyle f} reellwertig, also f ( σ ( a ) ) R {\displaystyle f(\sigma (a))\subseteq \mathbb {R} } ist.
  • f ( a ) {\displaystyle f(a)} ist genau dann positiv ( f ( a ) 0 {\displaystyle f(a)\geq 0} ), wenn f 0 {\displaystyle f\geq 0} , also f ( σ ( a ) ) [ 0 , ) {\displaystyle f(\sigma (a))\subseteq [0,\infty )} ist.
  • f ( a ) {\displaystyle f(a)} ist genau dann unitär, wenn alle Werte von f {\displaystyle f} in der Kreisgruppe liegen, also f ( σ ( a ) ) T = { λ C λ = 1 } {\displaystyle f(\sigma (a))\subseteq \mathbb {T} =\{\lambda \in \mathbb {C} \mid \left\|\lambda \right\|=1\}} ist.
  • f ( a ) {\displaystyle f(a)} ist genau dann eine Projektion, wenn f {\displaystyle f} nur die Werte 0 {\displaystyle 0} und 1 {\displaystyle 1} annimmt, also f ( σ ( a ) ) { 0 , 1 } {\displaystyle f(\sigma (a))\subseteq \{0,1\}} ist.

Diese gehen auf Aussagen über das Spektrum bestimmter Elemente zurück, welche im Abschnitt Anwendungen dargestellt sind.

Im speziellen Fall, dass A {\displaystyle {\mathcal {A}}} die C*-Algebra der beschränkten Operatoren B ( H ) {\displaystyle {\mathcal {B}}(H)} für einen Hilbertraum H {\displaystyle H} ist, sind Eigenvektoren v H {\displaystyle v\in H} zum Eigenwert λ σ ( T ) {\displaystyle \lambda \in \sigma (T)} eines normalen Operators T B ( H ) {\displaystyle T\in {\mathcal {B}}(H)} auch Eigenvektoren zum Eigenwert f ( λ ) σ ( f ( T ) ) {\displaystyle f(\lambda )\in \sigma (f(T))} des Operators f ( T ) {\displaystyle f(T)} . Gilt also T v = λ v {\displaystyle Tv=\lambda v} , so gilt auch f ( T ) v = f ( λ ) v {\displaystyle f(T)v=f(\lambda )v} für alle f σ ( T ) {\displaystyle f\in \sigma (T)} .[7]

Anwendungen

Die folgenden Anwendungen sind typische und sehr einfache Beispiele der zahlreichen Anwendungen des stetigen Funktionalkalküls:

Spektrum

Sei A {\displaystyle {\mathcal {A}}} eine C*-Algebra und a A N {\displaystyle a\in {\mathcal {A}}_{N}} ein normales Element. Dann gilt für das Spektrum σ ( a ) {\displaystyle \sigma (a)} :

  • a {\displaystyle a} ist genau dann selbstadjungiert, wenn σ ( a ) R {\displaystyle \sigma (a)\subseteq \mathbb {R} } .
  • a {\displaystyle a} ist genau dann unitär, wenn σ ( a ) T = { λ C λ = 1 } {\displaystyle \sigma (a)\subseteq \mathbb {T} =\{\lambda \in \mathbb {C} \mid \left\|\lambda \right\|=1\}} .
  • a {\displaystyle a} ist genau dann eine Projektion, wenn σ ( a ) { 0 , 1 } {\displaystyle \sigma (a)\subseteq \{0,1\}} .

Beweis. Der stetige Funktionalkalkül Φ a {\displaystyle \Phi _{a}} zum normalen Element a A {\displaystyle a\in {\mathcal {A}}} ist ein *-Homomorphismus mit Φ a ( Id ) = a {\displaystyle \Phi _{a}(\operatorname {Id} )=a} und somit ist a {\displaystyle a} selbstadjungiert/unitär/eine Projektion, wenn Id C ( σ ( a ) ) {\displaystyle \operatorname {Id} \in C(\sigma (a))} ebenfalls selbstadjungiert/unitär/eine Projektion ist. Genau dann ist Id {\displaystyle \operatorname {Id} } selbstadjungiert, wenn z = Id ( z ) = Id ¯ ( z ) = z ¯ {\displaystyle z={\text{Id}}(z)={\overline {\text{Id}}}(z)={\overline {z}}} für alle z σ ( a ) {\displaystyle z\in \sigma (a)} gilt, also wenn σ ( a ) {\displaystyle \sigma (a)} reell ist. Genau dann ist Id {\displaystyle {\text{Id}}} unitär, wenn 1 = Id ( z ) Id ¯ ( z ) = z z ¯ = | z | 2 {\displaystyle 1={\text{Id}}(z){\overline {\operatorname {Id} }}(z)=z{\overline {z}}=|z|^{2}} für alle z σ ( a ) {\displaystyle z\in \sigma (a)} gilt, also σ ( a ) { λ C   |   λ = 1 } {\displaystyle \sigma (a)\subseteq \{\lambda \in \mathbb {C} \ |\ \left\|\lambda \right\|=1\}} . Genau dann ist Id {\displaystyle {\text{Id}}} eine Projektion, wenn ( Id ( z ) ) 2 = Id ( z ) = Id ( z ) ¯ {\displaystyle (\operatorname {Id} (z))^{2}=\operatorname {Id} }(z)={\overline {\operatorname {Id} (z)}} , d. h. z 2 = z = z ¯ {\displaystyle z^{2}=z={\overline {z}}} für alle z σ ( a ) {\displaystyle z\in \sigma (a)} , also σ ( a ) { 0 , 1 } {\displaystyle \sigma (a)\subseteq \{0,1\}} .

Wurzeln

Sei a {\displaystyle a} ein positives Element einer C*-Algebra A {\displaystyle {\mathcal {A}}} . Dann existiert für jedes n N {\displaystyle n\in \mathbb {N} } ein eindeutig bestimmtes positives Element b A + {\displaystyle b\in {\mathcal {A}}_{+}} mit b n = a {\displaystyle b^{n}=a} , das heißt eine eindeutige n {\displaystyle n} -te Wurzel.

Beweis. Für jedes n N {\displaystyle n\in \mathbb {N} } ist die Wurzelfunktion f n : R 0 + R 0 + , x x n {\displaystyle f_{n}\colon \mathbb {R} _{0}^{+}\to \mathbb {R} _{0}^{+},x\mapsto {\sqrt[{n}]{x}}} eine stetige Funktion auf σ ( a ) R 0 + {\displaystyle \sigma (a)\subseteq \mathbb {R} _{0}^{+}} . Sei b : = f n ( a ) {\displaystyle b\;\colon =f_{n}(a)} mittels stetigem Funktionalkalkül definiert, dann folgt aus den Eigenschaften des Kalküls b n = ( f n ( a ) ) n = ( f n n ) ( a ) = Id σ ( a ) ( a ) = a {\displaystyle b^{n}=(f_{n}(a))^{n}=(f_{n}^{n})(a)=\operatorname {Id} _{\sigma (a)}(a)=a} . Aus dem spektralen Abbildungssatz folgt σ ( b ) = σ ( f n ( a ) ) = f n ( σ ( a ) ) [ 0 , ) {\displaystyle \sigma (b)=\sigma (f_{n}(a))=f_{n}(\sigma (a))\subseteq [0,\infty )} , das heißt b {\displaystyle b} ist positiv. Sei c A + {\displaystyle c\in {\mathcal {A}}_{+}} ein weiteres positives Element mit c n = a = b n {\displaystyle c^{n}=a=b^{n}} , so gilt c = f n ( c n ) = f n ( b n ) = b {\displaystyle c=f_{n}(c^{n})=f_{n}(b^{n})=b} , da die Wurzelfunktion auf den positiven reellen Zahlen eine Umkehrfunktion zur Funktion z z n {\displaystyle z\mapsto z^{n}} ist.

Ist a A s a {\displaystyle a\in {\mathcal {A}}_{sa}} ein selbstadjungiertes Element, dann existiert zumindest für jedes ungerade n N {\displaystyle n\in \mathbb {N} } ein eindeutig bestimmtes selbstadjungiertes Element b A s a {\displaystyle b\in {\mathcal {A}}_{sa}} mit b n = a {\displaystyle b^{n}=a} .[8]

Ebenso definiert für ein positives Element a {\displaystyle a} einer C*-Algebra A {\displaystyle {\mathcal {A}}} jedes α 0 {\displaystyle \alpha \geq 0} ein eindeutig bestimmtes positives Element a α {\displaystyle a^{\alpha }} von C ( a ) {\displaystyle C^{*}(a)} , sodass a α a β = a α + β {\displaystyle a^{\alpha }a^{\beta }=a^{\alpha +\beta }} für alle α , β 0 {\displaystyle \alpha ,\beta \geq 0} gilt. Falls a {\displaystyle a} invertierbar ist, lässt sich dies auch auf negative Werte von α {\displaystyle \alpha } fortsetzen.

Betrag

Sei a A {\displaystyle a\in {\mathcal {A}}} , dann ist das Element a a {\displaystyle a^{*}a} positiv, sodass der Betrag durch den stetigen Funktionalkalkül definiert werden kann | a | = a a {\displaystyle |a|={\sqrt {a^{*}a}}} , da dieser auf den positiven reellen Zahlen stetig ist.[9]

Sei a {\displaystyle a} ein selbstadjungiertes Element einer C*-Algebra A {\displaystyle {\mathcal {A}}} , dann existieren positive Elemente a + , a A + {\displaystyle a_{+},a_{-}\in {\mathcal {A}}_{+}} , sodass a = a + a {\displaystyle a=a_{+}-a_{-}} mit a + a = a a + = 0 {\displaystyle a_{+}a_{-}=a_{-}a_{+}=0} gilt. Man bezeichnet a + {\displaystyle a_{+}} und a {\displaystyle a_{-}} auch als Positiv- und Negativteil. Darüber hinaus gilt | a | = a + + a {\displaystyle |a|=a_{+}+a_{-}} .

Beweis. Die Funktionen f + ( z ) = max ( z , 0 ) {\displaystyle f_{+}(z)=\max(z,0)} und f ( z ) = min ( z , 0 ) {\displaystyle f_{-}(z)=-\min(z,0)} sind stetige Funktionen auf σ ( a ) R {\displaystyle \sigma (a)\subseteq \mathbb {R} } mit Id ( z ) = z = f + ( z ) f ( z ) {\displaystyle \operatorname {Id} (z)=z=f_{+}(z)-f_{-}(z)} und f + ( z ) f ( z ) = f ( z ) f + ( z ) = 0 {\displaystyle f_{+}(z)f_{-}(z)=f_{-}(z)f_{+}(z)=0} . Setze a + = f + ( a ) {\displaystyle a_{+}=f_{+}(a)} und a = f ( a ) {\displaystyle a_{-}=f_{-}(a)} . Nach dem spektralen Abbildungssatz sind a + {\displaystyle a_{+}} und a {\displaystyle a_{-}} positive Elemente und es gilt a = Id ( a ) = ( f + f ) ( a ) = f + ( a ) f ( a ) = a + a {\displaystyle a=\operatorname {Id} (a)=(f_{+}-f_{-})(a)=f_{+}(a)-f_{-}(a)=a_{+}-a_{-}} und a + a = f + ( a ) f ( a ) = ( f + f ) ( a ) = 0 = ( f f + ) ( a ) = f ( a ) f + ( a ) = a a + {\displaystyle a_{+}a_{-}=f_{+}(a)f_{-}(a)=(f_{+}f_{-})(a)=0=(f_{-}f_{+})(a)=f_{-}(a)f_{+}(a)=a_{-}a_{+}} . Weiterhin gilt f + ( z ) + f ( z ) = | z | = z z = z 2 {\textstyle f_{+}(z)+f_{-}(z)=|z|={\sqrt {z^{*}z}}={\sqrt {z^{2}}}} , sodass a + + a = f + ( a ) + f ( a ) = | a | = a a = a 2 {\textstyle a_{+}+a_{-}=f_{+}(a)+f_{-}(a)=|a|={\sqrt {a^{*}a}}={\sqrt {a^{2}}}} gilt.

Unitäre Elemente

Ist a {\displaystyle a} ein selbstadjungiertes Element einer C*-Algebra A {\displaystyle {\mathcal {A}}} mit Einselement e {\displaystyle e} , so ist u = e i a {\displaystyle u=\mathrm {e} ^{\mathrm {i} a}} unitär, wobei i {\displaystyle \mathrm {i} } die imaginäre Einheit bezeichnet. Ist umgekehrt u A U {\displaystyle u\in {\mathcal {A}}_{U}} ein unitäres Element, mit der Einschränkung, dass das Spektrum eine echte Teilmenge des Einheitskreises ist, also σ ( u ) T {\displaystyle \sigma (u)\subsetneq \mathbb {T} } , so existiert ein selbstadjungiertes Element a A s a {\displaystyle a\in {\mathcal {A}}_{sa}} mit u = e i a {\displaystyle u=\mathrm {e} ^{\mathrm {i} a}} .

Beweis. Es ist u = f ( a ) {\displaystyle u=f(a)} mit f : R C ,   x e i x {\displaystyle f\colon \mathbb {R} \to \mathbb {C} ,\ x\mapsto \mathrm {e} ^{\mathrm {i} x}} , denn da a {\displaystyle a} selbstadjungiert ist, folgt σ ( a ) R {\displaystyle \sigma (a)\subset \mathbb {R} } , das heißt f {\displaystyle f} ist eine Funktion auf dem Spektrum von a {\displaystyle a} . Da f f ¯ = f ¯ f = 1 {\displaystyle f\cdot {\overline {f}}={\overline {f}}\cdot f=1} folgt mittels Funktionalkalkül u u = u u = e {\displaystyle uu^{*}=u^{*}u=e} , das heißt u {\displaystyle u} ist unitär. Da für die andere Aussage ein z 0 T {\displaystyle z_{0}\in \mathbb {T} } existiert, sodass σ ( u ) { e i z z 0 z z 0 + 2 π } {\displaystyle \sigma (u)\subseteq \{\mathrm {e} ^{\mathrm {i} z}\mid z_{0}\leq z\leq z_{0}+2\pi \}} ist die Funktion f ( e i z ) = z {\displaystyle f(\mathrm {e} ^{\mathrm {i} z})=z} für z 0 z z 0 + 2 π {\displaystyle z_{0}\leq z\leq z_{0}+2\pi } eine reellwertige stetige Funktion auf dem Spektrum σ ( u ) {\displaystyle \sigma (u)} , sodass a = f ( u ) {\displaystyle a=f(u)} ein selbstadjungiertes Element ist, das e i a = e i f ( u ) = u {\displaystyle \mathrm {e} ^{\mathrm {i} a}=\mathrm {e} ^{\mathrm {i} f(u)}=u} erfüllt.

Spektraler Zerlegungssatz

Sei A {\displaystyle {\mathcal {A}}} eine unitäre C*-Algebra und a A N {\displaystyle a\in {\mathcal {A}}_{N}} ein normales Element. Das Spektrum bestehe aus n {\displaystyle n} paarweise disjunkten abgeschlossenen Teilmengen σ k C {\displaystyle \sigma _{k}\subset \mathbb {C} } für alle 1 k n {\displaystyle 1\leq k\leq n} , also σ ( a ) = σ 1 σ n {\displaystyle \sigma (a)=\sigma _{1}\sqcup \cdots \sqcup \sigma _{n}} . Dann existieren Projektionen p 1 , , p n A {\displaystyle p_{1},\ldots ,p_{n}\in {\mathcal {A}}} , die für alle 1 j , k n {\displaystyle 1\leq j,k\leq n} die folgenden Eigenschaften besitzen[10]:

  • Für das Spektrum gilt σ ( a p k ) = σ k {\displaystyle \sigma (ap_{k})=\sigma _{k}} .
  • Die Projektionen kommutieren mit a {\displaystyle a} , also p k a = a p k {\displaystyle p_{k}a=ap_{k}} .
  • Die Projektionen sind orthogonal, also p j p k = δ j k p k {\displaystyle p_{j}p_{k}=\delta _{jk}p_{k}} .
  • Die Summe der Projektionen ist das Einselement, also k = 1 n p k = e {\textstyle \sum _{k=1}^{n}p_{k}=e} .

Insbesondere existiert eine Zerlegung a = k = 1 n a k {\textstyle a=\sum _{k=1}^{n}a_{k}} für die σ ( a k ) = σ k {\displaystyle \sigma (a_{k})=\sigma _{k}} für alle 1 k n {\displaystyle 1\leq k\leq n} gilt.

Beweis.[10] Da die σ k {\displaystyle \sigma _{k}} alle abgeschlossen sind, sind die charakteristischen Funktionen χ σ k {\displaystyle \chi _{\sigma _{k}}} stetig auf σ ( a ) {\displaystyle \sigma (a)} . Sei nun p k := χ σ k ( a ) {\displaystyle p_{k}:=\chi _{\sigma _{k}}(a)} mithilfe des stetigen Funktionalkalküls definiert. Da die σ k {\displaystyle \sigma _{k}} paarweise disjunkt sind gilt χ σ j χ σ k = δ j k χ σ k {\displaystyle \chi _{\sigma _{j}}\chi _{\sigma _{k}}=\delta _{jk}\chi _{\sigma _{k}}} und k = 1 n χ σ k = χ k = 1 n σ k = χ σ ( a ) = 1 {\textstyle \sum _{k=1}^{n}\chi _{\sigma _{k}}=\chi _{\cup _{k=1}^{n}\sigma _{k}}=\chi _{\sigma (a)}={\textbf {1}}} und somit erfüllen die p k {\displaystyle p_{k}} die geforderten Eigenschaften, wie sich wiederum aus den Eigenschaften des stetigen Funktionalkalküls ergibt. Für die letzte Aussage setzt man a k = a p k = Id ( a ) χ σ k ( a ) = ( Id χ σ k ) ( a ) {\displaystyle a_{k}=ap_{k}=\operatorname {Id} (a)\cdot \chi _{\sigma _{k}}(a)=(\operatorname {Id} \cdot \chi _{\sigma _{k}})(a)} .

Literatur

  • Jacques Dixmier: Les C*-algèbres et leurs représentations. Gauthier-Villars, Paris, 1969.
  • Jacques Dixmier: C*-algebras. Aus dem Französischen von Francis Jellett. North-Holland, Amsterdam/New York/Oxford 1977, ISBN 0-7204-0762-1.
  • Richard V. Kadison, John R. Ringrose: Fundamentals of the Theory of Operator Algebras. Volume 1 Elementary Theory. Academic Press, New York/London 1983, ISBN 0-12-393301-3.
  • Masamichi Takesaki: Theory of Operator Algebras I. Springer, Heidelberg/Berlin, 1979, ISBN 3-540-90391-7.

Einzelnachweise

  1. Michael Reed, Barry Simon: Methods of modern mathematical physics. vol. 1. Functional analysis. Academic Pres, San Diego, CA, 1980, ISBN 0-12-585050-6, S. 222–223.
  2. Eberhard Kaniuth: A Course in Commutative Banach Algebras. Springer, 2009, ISBN 978-0-387-72475-1, S. 147.
  3. Bruce Blackadar: Operator Algebras. Theory of C*-Algebras and von Neumann Algebras. Springer, Berlin/Heidelberg 2006, ISBN 3-540-28486-9, S. 62.
  4. Anton Deitmar, Siegfried Echterhoff: Principles of Harmonic Analysis. Second Edition. Springer, 2014, ISBN 978-3-319-05791-0, S. 55.
  5. Winfried Kaballo: Aufbaukurs Funktionalanalysis und Operatortheorie. Springer, Berlin/Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-37794-5, S. 332.
  6. Konrad Schmüdgen: Unbounded Self-adjoint Operators on Hilbert Space. Springer, 2012, ISBN 978-94-007-4752-4, S. 93.
  7. Michael Reed, Barry Simon: Methods of modern mathematical physics. vol. 1. Functional analysis. Academic Pres, San Diego, CA, 1980, ISBN 0-12-585050-6, S. 222.
  8. Bruce Blackadar: Operator Algebras. Theory of C*-Algebras and von Neumann Algebras. Springer, Berlin/Heidelberg 2006, ISBN 3-540-28486-9, S. 64–65.
  9. Bruce Blackadar: Operator Algebras. Theory of C*-Algebras and von Neumann Algebras. Springer, Berlin/Heidelberg 2006, ISBN 3-540-28486-9, S. 62.
  10. a b Winfried Kaballo: Aufbaukurs Funktionalanalysis und Operatortheorie. Springer, Berlin/Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-37794-5, S. 375.